Sich ins Leben schreiben

Was für ein sonderbarer Titel werden Sie vielleicht sagen? Was bedeutet es, wenn man sich ins Leben schreibt? Bis ich damit begonnen habe, war mir selbst nicht bewusst, was sich dahinter verbirgt. Aber woher auch? Schließlich habe ich mich bis dahin nicht damit auseinander gesetzt.

Vor mir liegt mein aufgeschlagenes Lebens-Buch mit seinen noch vielen leeren Seiten. Der Name dafür kam mir einfach so in den Sinn, weil ich in dieses Buch mein Leben hineinschreibe. Ich weiß, dass ich nicht schreiben muss, aber inzwischen ist es für mich ein Ritual geworden. Jeden Morgen nach dem Aufstehen schreibe ich etwa zwei Seiten für mich. Nur für mich!

Sicher weiß ich manchmal nicht, wie und wo ich beginnen soll mit dem Schreiben. Aber ich lasse mich von meinen Gefühlen, von meinem Inneren treiben und versuche dabei, den Verstand auszuschalten.

Einfach los schreiben, was mir gerade einfällt. An nichts denken. Kein Druck. Kein Stress. Schreiben. Fühlen.

Und so schreibe ich über mein Leben – ein Wirrwarr aus Emotionen, Gedanken und Erinnerungen. Ich habe so viel erlebt, so viel durchgemacht und dabei so viel gelernt. Gerade in den letzten Jahren, die geprägt waren durch das Hinsehen, spüren – Warum bin ich so wie ich bin? Was will mir das Leben zeigen? Worauf macht es mich aufmerksam? Und das jeden Morgen neu.

Ich schreibe über aktuelle Situationen, Begebenheiten, Erlebnisse, Emotionen. Im Hier und Jetzt. Was mich gerade beschäftigt, was sich zeigt und manchmal sitze ich eine gefühlte Ewigkeit, bis die Hand wie von alleine den Stift über das Papier führt. Beim Schreiben kommen mir auch immer wieder die Menschen in den Sinn, die mich begleiten. Die Menschen, die mich lieben. Die Menschen, die mich verletzen. Die Menschen, die mich inspirieren, die mich herausfordern, die mich unterstützen. Oft staune ich selbst, was dabei herauskommt. Ich lerne jeden Tag dazu.

Im Hier und Jetzt kann ich gestalten, verändern, mit Leben füllen. Das Vergangene nehme ich so an, wie es ist. Das macht mich stark und zu dem, was ich bin! Ich schreibe, um zu verarbeiten, um das Leben zu fühlen, zu spüren.

Ich schreibe, um mich selbst zu finden und um anderen zu helfen, sich selbst zu finden. Ich schreibe, um zu leben.

Denn das Schreiben ist für mich mehr als nur ein Hobby oder eine Leidenschaft. Es ist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens. Es ist meine Art, mich auszudrücken, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen und meine Geschichte zu erzählen.

Heute, wenn ich auf die Seiten meines Lebens zurückblicke, sehe ich eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, voller Liebe und Verlust. Aber vor allem sehe ich eine Geschichte des Wachstums und der Selbstentdeckung.

Ich habe gelernt, dass das Leben kein fertiges Buch ist, sondern ein fortlaufender Prozess des Schreibens und Neu Schreibens. Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich selbst zu lieben und sich selbst anzunehmen, mit all seinen Ecken und Kanten.

Vielleicht haben Sie jetzt auch Lust bekommen, sich ins Leben zu schreiben? Am Ende zählt nicht, wie viele Seiten Sie füllen, oder worüber Sie schreiben. Was wichtig ist, dass Sie es für sich und nur für sich tun! Ihre Geschichte, Ihr Leben und fühlen, spüren und wahrnehmen dabei.

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