Kinder sind unser Spiegel

Die schönsten Spiegel eines Menschen sind seine Kinder. (im Internet ohne Verfasser gefunden)

Kennst du das, wenn dich das Verhalten deines Kindes immer wieder an den Rand eines imaginären Nervenzusammenbruchs führt? Bringt dich das manchmal in Wut und zur Verzweiflung? Und du weißt gar nicht mehr, was du noch machen sollst?

Herzlichen Glückwunsch – das sind die Situationen, in denen unsere Kinder uns den Spiegel vorhalten. Es gibt keine andere Möglichkeit als hinzusehen: Schau hinein! Das ist deine Chance, etwas über dich zu erfahren.

Kinder lernen nicht, indem wir ihnen sagen, was sie tun oder lassen sollen. Sie lernen an und von uns. Sie übernehmen unsere Verhaltensweisen und setzen sie um. Wir zeigen ihnen damit, wie das Leben gehen kann. Schon im Kleinkindalter beobachten sie unsere Mimik und Gestik und gestalten diese nach.

Vor ein paar Tagen sprach mich meine Freundin an, dass ihre pubertierende Tochter kein Kinderzimmer, sondern einen „Saustall“ bewohnt. Regelmäßig spricht sie ihre Tochter darauf an, dass sie ihr Zimmer aufräumt und überhaupt, wie es da aussieht. Klamotten, Geschirr, Essensreste … Ist das anstrengend! „Wieso räumt sie ihr Zimmer nicht auf? Von mir hat sie das nicht!“ klagte meine Freundin ihr Leid.

Oh, das kenne ich irgendwoher 😉

Ich wartete ab, bis meine Freundin zu Ende erzählte und signalisierte ihr, dass ich das gut nachvollziehen kann. Das kenne ich auch! Ich fragte sie, ob sie sich daran erinnere, wie ihr Zimmer im Alter ihrer Tochter aussah. Eine Zeitlang blieb es still zwischen uns. Als sie zu sprechen begann, wehrte sie sich zunächst gegen meine Frage: Sie war ordentlich, nein, das gibt es nicht, das kann sie nicht zulassen und plötzlich hielt sie inne. Ups. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Tatsächlich kam ihre Beschreibung dem Aussehen ihres Zimmers nahe und wir lachten zusammen.
Anschließend gingen wir gemeinsam gedanklich zurück:

Was glaubst du: Woher kommt das?

Ich sah an ihrer Mimik, dass sie nachdenklich wurde. Nach einiger Zeit antwortete meine Freundin, dass ihre Mutter früher ähnlich reagierte, wie sie jetzt gegenüber ihrer Tochter. Sie spürte den Druck bei ihrer Mutter: „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann darfst du, z.B. heute Nachmittag nicht zu deiner Freundin gehen!“

So, wie ihre Mutter will meine Freundin nicht werden…

Es geht noch tiefer. Es geht um Aufmerksamkeit, um gesehen zu werden, um Liebe und Verbundenheit – von und zu den Menschen, die uns wichtig sind.

Was also tun?

5 Lösungsmöglichkeiten:

  1. Dein Kind darf sein, wie es ist – und damit sein Kinderzimmer. Es sei denn, es droht eine Gefahr. Bedeutet im Klartext – und so halte ich das auch:

Die Tür zum Kinderzimmer bleibt geschlossen. Und wenn du mal hinein gehen musst? Dann Augen zu und durch. Beispielsweise: Wäsche ablegen, Raum verlassen.

  1. Direktes Gespräch mit deinem Kind – auf Augenhöhe. Wie kann es gehen, dass Mama und Papa sich nicht über den Zimmer Zustand aufregen und das Kind damit unter Druck setzen?

Sprich in der „Ich-Form“. Z.B. Ich wünsche mir…, Ich möchte gern…

Bedeutet ebenso, dass dein Kind in seinem persönlichen Raum mit entscheiden darf.

  1. Hinterfrage dich: Wie war ich in diesem Alter? Wie habe ich meine Eltern erlebt?
  2. Klare Absprache „aller“ Beteiligten: z.B. einmal im Monat wird das Zimmer aufgeräumt.
  3. Alles eine Frage der Zeit! Die Kinder müssen sich uns gegenüber abgrenzen. Sie wollen ausprobieren und entscheiden. Wo geht das am Besten, wenn nicht zu Hause in geschützter Umgebung?!

UND …

Ich habe dich lieb, auch wenn du dein Zimmer nicht aufräumst.

Möglicherweise vermischen wir unsere eigenen, unbearbeiteten Gefühle und Erlebnisse mit dem Verhalten gegenüber unserem Kind.

Was macht das mit mir, wenn ich das unaufgeräumte Kinderzimmer sehe?

Was will mir mein Kind damit zeigen?

Eine bedeutende Frage, die es sich unbedingt lohnt, zu stellen. Funktioniert jedoch nur, wenn ich den Mut habe, mir ehrlich zu begegnen.

Vielleicht kann dein Kind kein „ordentliches“ Kinderzimmer haben, weil du von etwas nicht loslassen kannst…?

Liebe Mamas und Papas, nehmt euch Zeit für eure Kinder, seid Vorbild. Zeigt ihnen, in welcher Vielfalt leben möglich ist. Gestaltet das Leben gemeinsam!

Lass mich wissen, wie das bei dir funktioniert und teile mir deine Gedanken in einer E-Mail mit. Ich freue mich auf den Austausch!

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