Kleinkinder benutzen es häufig in ihrem Alltag, z.B. wenn sie mittags schlafen sollen oder das Spielen für das Abendessen beenden sollen: Nein. Aber je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, dieses Wort auszusprechen. Aber das Positive dabei ist: Wir können es wieder lernen, denn unser Gehirn ist ein Leben lang lernfähig!
Kennst du das: „Ja, natürlich kann ich heute deine Tochter aus dem Kindergarten mit abholen…“ antworte ich zu meiner Freundin und denke mir: … eigentlich will ich das gar nicht. Ich habe das schon die letzten 3 Wochen immer mal wieder gemacht…
Aber mir ist bewusst, dass sie als Alleinerziehende viele Alltagssachen alleine bewältigen muss, während ich meinen Mann an meiner Seite habe. Und wie wäre die Welt, wenn man nicht mal jemandem einen Gefallen tun würde. Meist kommt uns ein Nein viel schwerer über die Lippen als ein Ja. Und wir verbinden damit oft Ablehnung, was im Stress enden könnte.
Aber wenn ein Ja-Sagen zur Belastung wird und sich Konflikte in Beziehungen häufen, mir es nicht gut geht damit, dann ist vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um an einem Nein zu arbeiten.
Was ist das für ein Gefühl, Ja zu sagen, obwohl ich ein Nein sagen will?
Ich glaube, dass es vielen Menschen so geht. Sie sagen Ja, obwohl sie ein Nein auf den Lippen haben. Aber sich in diesem Moment, in dieser Situation nicht trauen oder es nicht angebracht finden, ein Nein offen auszusprechen. Meistens glauben wir, dass wir in dem Moment dem anderen Menschen weh tun oder gar enttäuschen, wenn wir etwas ablehnen. Dabei will mir in dem Augenblick mein Innerstes zeigen, was ich möchte, was mir wichtig und bedeutsam ist. Nicht das zu tun, was jemand von mir erwartet, sondern ehrlich zu reagieren.
Meine eigenen Grenzen zu respektieren und für mich selbst einzustehen, ist ein ganz wichtiger Punkt, damit ich mich annehme, so wie ich bin.
Hier sind fünf Strategien, um ein überzeugendes Nein zu formulieren:
- Zeit lassen mit einer Antwort. Überlegen, nachdenken, nicht sofort reagieren. Was sind deine Beweggründe für ein Ja? Räume dir erst einmal Bedenkzeit ein, wenn du dazu neigst, schnell ein „Ja“ zu sagen, um im Anschluss zu merken, dass du es eigentlich nicht möchtest. Das ist eine Möglichkeit, um dich zu hinterfragen und anschließend eine Entscheidung zu treffen.
Idee:
„Ich denke da nochmal drüber nach und melde mich bei dir.“
„Ich gebe dir morgen Bescheid, so schnell kann ich mich jetzt nicht entscheiden.” - Nenne einen Grund für die Ablehnung, suche keine Ausrede. Wenn du Nein sagen möchtest, sei ehrlich zu dir selbst und zu anderen. Erkläre, warum du nicht zustimmen kannst oder willst. Sei dabei respektvoll und vermeide es, andere zu verletzen. Zeige Verständnis für ihre Perspektive, aber bleibe bei deiner Entscheidung. Beachte bitte, dass es ebenso Situationen gibt, in denen du keinen Grund angeben musst.
3. Bewusste Körperhaltung hilft beim Nein sagen. Stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden und spüre ihn. Er trägt und hält dich! Kopf hoch. Lass dich nicht verunsichern. - Achte auf dich! Sei es dir selbst wert, ein Nein zu sagen, wenn du es möchtest. Wenn du die Wünsche und Bedürfnisse von anderen Menschen über deine eigenen stellst, ist das für die anderen sehr gut, du selbst aber bleibst dabei irgendwann auf der Strecke. Bist du dir deiner eigenen Werte bewusst, kannst du besser reagieren.
Ein Nein zu sagen ist nicht unhöflich und gehört zum Leben dazu. Wichtig ist, klare Grenzen zu setzen und diese auch zu kommunizieren. - Bleibe standhaft, wenn es sich für dich richtig anfühlt: Manchmal werden andere versuchen, dich umzustimmen oder dich zu überreden, Ja zu sagen. Lass dich nicht von ihren Argumenten beeinflussen. Erinnere dich daran, dass du das Recht hast, Nein zu sagen und dass deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen wichtig sind.
Besonders wichtig ist es mir, an dieser Stelle zu schreiben: Zeit geben und üben.
Es kann sein, dass es dir nicht sofort gelingt, ein Nein zu formulieren. Dann ist das so. Lass es so stehen und bewerte dich nicht. Sei nicht zu streng mit dir. Sondern achte darauf, dass es sich hierbei um einen Prozess handelt. Und dieser braucht … ZEIT 😉
Vielleicht hilft es dir, dich kleineren Herausforderungen zu stellen:
– an der Käsetheke im Biomarkt auf deine 100g Gouda zu bestehen und nicht das größere 150g Stück zu nehmen
– in einer Gaststätte dankend das 3. Glas Wasser abzulehnen oder auch mal zu sagen, dass das Gemüse dir zu hart war
– du bist gerade beim Kartenspielen mit deinen Kindern und deine Freundin ruft an, um mit dir zu schwatzen
Vertraue auf dich selbst: Vertraue auf deine eigenen Entscheidungen und sei stolz darauf, dass du für dich selbst einstehst. Es ist in Ordnung, Nein zu sagen und deine Interessen zu vertreten. Du verdienst es, respektiert zu werden und deinen individuellen Entschluss für dich zu treffen.
Lass mich wissen, wie das bei dir mit dem Nein sagen ist und teile mir deine Gedanken in einer E-Mail mit. Ich freue mich auf den Austausch.