Das Schicksal wird nicht außerhalb des Menschen bestimmt, sondern entsteht aus ihm selbst. (Rainer Maria Rilke)
Als Kind fuhr ich mit weiteren Kindern in einem Reisebus an die Ostsee zur Erholungskur. Meine Mutter trennte sich von ihrem Mann. Ich litt sehr unter Konzentrationsproblemen in der Schule und Schlafstörungen aufgrund der angespannten Situation zu Hause. Vier Wochen verbrachte ich mit vielen Kindern und Jugendlichen aus der damaligen DDR bei täglichem Sport und Erholung.
Zurück am Busbahnhof warteten bei der Ankunft des Reisebusses viele Mütter und Väter auf die Rückkehr ihrer Kinder. Die Begrüßung der Ankömmlinge lief sehr herzlich ab. Endlich zu Hause und wieder zusammen. Ich hielt nach meiner Mutter Ausschau und beobachtete traurig die Begegnungen der Eltern und ihrer Kinder. Wiederholt fragte ich mich leise vor mich hin murmelnd: Wann kommt meine Mutter und holt mich ab? Wo ist sie? Kommt sie noch?
Als alle Kinder mit ihren Eltern auf dem Weg nach Hause waren, stand ich alleine da. Langsam wurde es dunkel und es begann zu regnen. Eine unserer Betreuerinnen brachte mich zur Bahnhofsmission, weil sie ebenso nach Hause zu ihrer Familie wollte.
Lange saß ich mit meinem Gepäck in diesem kleinen Zimmer bei einer Frau, die mich mit Tee versorgte. Ich wartete.
Stille, leise Tränen liefen über mein Gesicht.
Verloren. Vergessen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand meine Mutter im Raum. An ihre Worte erinnere ich mich nicht mehr, auch nicht daran, was ich gedacht und gefühlt habe in diesem Moment.
Kam da Freude in mir auf?
Alles wieder gut?
Nein.
Das war eine schlimme Erfahrung für mich als Kind.
Viele Jahre später kam der Tag, der alles veränderte.
Ich wurde krank und der Wunsch nach Heilung war tief in mir – ohne, dass ich eine Vorstellung bekam, wie das gehen könnte. So begab ich mich auf den Weg und begann mit der Aufarbeitung meiner Vergangenheit, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste. Ich benötigte viel Zeit und grenzenlose Geduld. Dann begann ich, mich zu spüren, zu fühlen und die Welt um mich herum wahrzunehmen. Mir wurde bewusst, wie traurig und schlimm dieser Moment als Kind gewesen sein muss. Folgende Wahrnehmungen und Gefühle zeigten sich in meinem weiteren Leben immer wieder:
– ungeliebt
– nicht gesehen, nicht gehört
– unwichtig
– wertlos
Wenn Kinder keine Liebe, keine Geborgenheit spüren und wiederholt nicht gehört, nicht gesehen werden, manifestiert sich diese Erfahrung in ihnen. Dieses Gefühl breitet sich in ihrer Seele und in ihrem Körper aus. Das Selbstwertgefühl nimmt ab. Das Kind funktioniert, weil die Situationen nicht anders auszuhalten sind. Unbewusst löst es die Verbindung zu sich auf. Erwachsenen gegenüber verschließt sich das Kind und versucht, das, was schlimm ist, auszuschalten.
Aber das Gehirn und die Seele haben eine Lösung für sich gefunden. Diese wird verankert und verinnerlicht. Bis das Aushalten nicht mehr reicht und der Körper erste Symptome entwickelt. Diese Kinder ziehen sich zurück oder zeigen ein anderes auffälliges Verhalten. Oder sie werden krank – später im Erwachsenenalter.
Im Laufe des Lebens zeigen sich im Kontakt mit anderen Menschen wiederholende Verhaltensweisen, die auf Erlebnisse in der Kindheit hinweisen können. Vielleicht ein Gefühl der Angst, Unruhe, Scham, Schuld oder Traurigkeit. Das ist bei jedem anders. Und wie ist das bei dir?
Was zeigt mir mein Körper?
Manchmal treten diese Gefühle plötzlich und ganz heftig auf. Dann zeigt sich ein Gefühl von Scham, wenn du vor deinem Chef plötzlich in Tränen ausbrichst oder die Gespräche mit dem Partner anhaltend laut und verletzend sind. Dafür gibt es einen Grund. Und wenn du herausfinden möchtest, warum du so bist, wie du bist, dann melde dich gerne bei mir. Gemeinsam begeben wir uns auf die Suche….
Das Leben ist spannend und unser Weg kann heilsam sein – wenn wir uns darauf einlassen.
Wenn du magst, schreibe mir gerne eine Nachricht.